1998 haben Sie mit 35 Jahren beim Kanton Luzern die Arbeit aufgenommen. Die Dienststelle lawa gab es noch nicht. Was war Ihr erster Aufgabenbereich?
Ich wurde beim Amt für Natur und Landschaftsschutz, damals noch an der Murbacherstrasse 25 in Luzern, als Biologin angestellt. Ich war verantwortlich für die Abschlüsse der Naturschutzverträge. So vereinbarte ich mit den Landwirten die Nutzung von Moorflächen. Zudem konnten die Landwirte auf freiwilliger Basis andwirtschaftsflächen ökologisch aufwerten. Seither hat sich viel verändert. So trugen wir die Flächen früher von Hand in 25’000er Karten ein, später auf 5’000er Karten. Heute unvorstellbar! Mit den vorhandenen Luftaufnahmen werden die Flächen heute quadratmetergenau erfasst.

Auf welche Erfolge blicken Sie besonders stolz zurück?
Zusammen mit Heinz Bolzern und Willy Schmid beschäftigte ich mich intensiv mit der optimalen Nutzung der Moore. 2001 initiierte ich das Biotopförderprogramm «Blumenwiese im Kanton Luzern». Zusammen mit einer Saatgutfirma stellten wir Blumenmischungen zusammen, die sich auf den eher schweren Böden des Kantons Luzern eignen. Zum Förderprogramm gehörte auch die Ansaattechnik, zum Beispiel wie der Boden optimal vorbereitet wird und wie das Mähregime der Wiesen aussehen muss. Das Programm läuft mittlerweile seit zwanzig Jahren, über 700 Hektaren artenreicher Blumenwiesen wurden schon angesät.

Auch bin ich stolz auf die Abteilung Zentrale Dienste die ich leiten durfte. Die breite Palette an Dienstleistungen und wie diese professionell und speditiv erfüllt werden, finde ich grossartig. Ich setze viel auf Eigeninitiative und Selbstverantwortung. Der Teamgeist und die Motivation in der Abteilung ist wirklich beeindruckend.

Als Abteilungsleiterin der Zentralen Dienste haben Sie die Abteilung manchmal einen «Gemischtwarenladen» genannt.
Manchmal habe ich auch gesagt: Die ZD ist wie ein schöner Blumenstrauss. Wir sind von den Aufgaben her und betreffend Altersspanne sehr vielfältig von der Lernenden bis zum Mitarbeiter kurz vor der Pensionierung. Wir erledigen vom physischen Postverkehr über den Kaffeeeinkauf bis zur Betreuung der digitalen Systeme und der Finanzen verschiedenste Tätigkeiten. Dabei sind wir immer nahe an den Fachthemen und können die anderen Abteilungen optimal unterstützen.

Was sind Ihre Grundsätze, wenn es um Führung geht?
Ein klarer Rahmen ist mir wichtig, in dem sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter flexibel bewegen können und darin Gestaltungsspielraum haben. Ich setze die Mitarbeitenden dort ein, wo sie ihre Fähigkeiten und Stärken haben damit sie selbständig und gerne arbeiten. Wir leben Werte wie Vertrauen, Vorbild, Toleranz, Respekt, Mitbestimmung und Ehrlichkeit. Wir arbeiten immer auf eine bestimmte Vision hin. Ich versuche die Mitarbeiter einzubeziehen, frage sie nach ihren Meinungen und wechsle gerne auch die Perspektive um die verschiedenen Haltungen zu verstehen. Manchmal braucht es einen Schritt zurück, ehe es wieder vorwärtsgehen kann.

Während 22 Jahren haben Sie viele Veränderungen im Kanton miterlebt. Was war besonders einschneidend?
Prägend waren die Reorganisationen. 2004 kam das eigenständige Amt für Natur und Landschaftsschutz zur Dienststelle Umwelt und Energie (uwe), bevor es 2010 bei der Dienststelle Landwirtschaft und Wald (lawa) eingegliedert wurde. Hier gehört es meines Erachtens auch hin. 2017 fand wiederum eine Organisationsentwicklung statt. Die fortwährende Digitalisierung ist bemerkenswert. Oben erwähnte ich schon das Beispiel mit den digitalen Karten. Ganz allgemein hat der Druck bei der Digitalisierung der administrativen Prozesse stark zugenommen. Es wird heute viel genauer gearbeitet und dies braucht Zeit. Die Präsenz auf den Flächen, die Kontakte zu den Kundinnen und Kunden hat dadurch gelitten. Gerade in unserem Bereich ist dies jedoch unerlässlich und sollte nicht weiter reduziert werden.

Als ich früher in den abgelegenen «Chrächen» des Entlebuchs ohne Natel unterwegs war, habe ich ein eigenes gekauft, damit ich reagieren konnte, falls etwas Unvorhergesehenes passieren sollte. Heute sind die digitalen Arbeitsmittel selbstverständlich.

Seit 2014 Abteilungsleiterin bei den Zentralen Diensten sowie stellvertretende Dienststellenleiterin der Dienststelle lawa: Wie könnte es Frauen vermehrt gelingen an diese Positionen zu gelangen?
Ich war die erste Kaderfrau im BUWD. Laut Rückmeldungen von Kollegen brachte ich neuen Wind in die Männerwelt. Es braucht manchmal Mut, die eigenen Ansichten und Ansprüche durchzusetzen. Dies muss man sich als Frau ganz besonders bewusst sein und diesen Mut unbedingt auch aufbringen. Männer müssen natürlich auch bereit sein, den Frauen Platz zu machen. Das Aufbrechen von starren hierarchischen Strukturen sehe ich als Chance an, Frauen mehr Gewicht zu geben und mal Neues auszuprobieren.

Welches ist ein bevorstehendes Ziel, das Sie im Stadtrat erreichen wollen?
Drei Tage nach meiner Wahl haben wir bereits die Ressorts neu verteilt, ein wichtiger erster Schritt. Im Weiteren werden wir das laufende Legislaturprogramm im Sinne einer kritischen Rückschau analysieren und das neue Programm für die nächsten vier Jahre entwickeln. Es ist mir sehr wichtig, dass wir uns als Team gut finden. Meine Überzeugung, welche generell auch die Arbeit beim Kanton betraf: nur gemeinsam sind wir stark! Mein Ziel ist es, Zofingen als offene, moderne und ökologische Kleinstadt weiterzuentwickeln. Anfangs Jahr werden wir auf die elektronische Geschäftsverwaltung wechseln. Da der Kanton Luzern hier bereits um einiges weiter ist, nehme ich diesbezüglich einen grossen Rucksack mit.

Werden Sie die Dienststelle Landwirtschaft und Wald vermissen?
Ja sicher, ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Vermissen werde ich die verschiedenen Persönlichkeiten, die tollen Menschen, das Team, meine Kollegen aus der Geschäftsleitung und das Vertrauen. Es war eine spannende Zeit und ich habe viel gelernt. Die Arbeit habe ich immer als sehr sinnstiftend empfunden. Der Kanton Luzern ist ein toller Arbeitgeber, zukunftsorientiert und flexibel. Während den 22 Jahren durfte ich verschiedene tolle Aufgaben übernehmen und konnte mich entsprechend meiner Fähigkeiten weiterentwickeln.

 

Quelle: Dienststelle Landwirtschaft und Wald lawaBericht 2021